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Ein Leben für die Chirurgie – Buchvorstellung

Mittwoch, 9. November 2022


Nachlese zu einer Kulturveranstaltung, obwohl nicht mehr ganz aktuell, aber es war ein Höhepunkt im Kulturleben der Marktgemeinde Zell, stattgefunden am Donnerstag, den 9. 9. 2022 in der übervollen Aula der Mittelschule Zell am Ziller. Das Thema war die Vorstellung des Buches „Ein Leben für die Chirurgie“ mit Lesung von Prof. Dr. Raimund Margreiter, geboren am 16. Mai 1941 in Fügen im Zillertal.

Unser Rechtsanwalt in Ruhe, Dr. Pepi Thaler, ein Bergfreund von RAIMUND, bekam Kenntnis von diesem Buch und machte Prof. Margreiter den Vorschlag, wenn er einverstanden sei, möchte er eine Kulturveranstaltung daraus machen, eine Lesung aus seinem Werk „Ein Leben für die Chirurgie“. Prof. Margreiter war einverstanden und so kam es zu dieser Buchvorstellung mit Lesung erster Güte.

Pepi nahm mit Bürgermeister Robert Pramstrahler Kontakt auf, ob dies in unserer Aula der Mittelschule Zell möglich wäre. Und so kam es zu dieser Veranstaltung, die in der Vorstellung dieses interessanten Werkes und einer Lesung daraus einen „Höhepunkt“ darstellten sollte. Pepi, dafür dir ein ganz großes „Vergelts Gott!“. Bürgermeister Robert Pramstrahler gab in seiner Begrüßung und Führung durch das Programm eine Sondervorstellung als „Moderator“, perfekt und interessant. Auch hierfür sei ein Lob ausgesprochen. Anschließend übergab der Bürgermeister die Weiterführung des Programmes an Prof. Stefan Schneeberger, einem gebürtigen Zeller und Enkel des langjährigen Altbürgermeister von Zell, Peter Schneeberger. Stefan ist Leiter der Chirurgischen Abteilung an der Universitätsklinik in Innsbruck. Der Großvater wird mit Stolz auf seinen berühmten Enkel herunter schauen, obwohl sein Wunsch sicher in die Richtung „Maschinenbau“ ging, was immer sein Steckenpferd war. Aus diesem Grund erlernte Stefan wohl das „Schlosserhandwerk“.
Wenn man über Sterne am „Chirurgischen Ärztehimmel“ spricht, glitzert der des jungen Stefan fast genauso wie jener vom großen Lehrmeister Raimund. In seiner „Laudatio“ umriss Prof. Schneeberger den Werdegang dieses großen Arztes, der seinen ganzen Lebensweg die Transplantationen fast sämtlicher Körperteile eines Menschen zum Inhalt hatte. Gezeichnet war sein Werdegang von den allergrößten Schwierigkeiten. Nicht nur seitens des „Klinikums“, sondern auch von der Politik im „Tiroler Landhaus“. Namhafte Ärzte an der Klinik stellten seine Arbeit als „Scharlatan“ hin, die keine Zukunft hätte. Der Politik im Land ging es um die Kosten, die sie für das Klinikum nicht bereitstellen wollten und die Abteilung Transplantation an der Klinik sollte geschlossen werden. Der Professor ließ sich von seinem Entschluss nicht abbringen. Er fand eine Reihe von Sponsoren in der Tiroler Wirtschaft, die ihn mit Beträgen in Millionenhöhe unterstützten. Dies alles fruchtete nicht, diese Abteilung an der Chirurgie Innsbruck sollte geschlossen werden. Dr. Margreiter bekam Angebote nicht nur aus Wien und Salzburg, sondern aus dem Ausland wie Hamburg, aus Amerika bis nach Russland. Die Achtzigerjahre waren gespickt von großen Schwierigkeiten. Die verschiedensten Transplantationen und Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet unterlagen heftiger Kritik bezüglich der hohen Kosten. Erst im Dezember 1990 hat die Tiroler Landesregierung auf Drängen des damaligen Landesrates Dr. Fritz Greiderer, zuständig für das Gesundheitswesen, eine eigene Station für seine Forschung und Organübertragungen genehmigt und somit war diese gesichert.

Zwei herausragende Begebenheiten aus seinem Arbeitsleben möchte ich doch in Erinnerung rufen:
Am 6. September 1970 hat sich Dr. Gert Judmaier bei der Expedition auf den Mount Kinlay, den zweithöchsten Berg Afrikas, beim Abstieg eine offene Unterschenkel-Fraktur zugezogen. Der Verunfallte hatte mit dem Leben schon abgeschlossen. Sein Bergkamerad Dr. Kurt Ölz ist abgestiegen und hat sich mit der Bergrettung Innsbruck zusammengeschlossen, die sofort die Rettungskette mobilisierte. Dr. Raimund Margreiter hat diese Aktion geleitet und die Erstversorgung beim Verunfallten durchgeführt. Nach einer fast fünftägigen Schwerstarbeit konnte Raimund nicht nur das Leben seines Bergfreundes retten, er brachte bei ihm auch das Bein wieder in Ordnung.

Zweite berichtenswerte Operation, die erste dieser Art überhaupt auf der Welt: Dem Polizisten Theo Kelz wurden bei einem Attentat beide Hände weggerissen. Transplantationen dieser Art wurden von sämtlichen Kliniken auf der Welt abgewiesen. Im Mai 1994 hat sich Kelz an Dr. Margreiter gewandt, der ihm versprach, ihm zu helfen. Im Dezember 1994 war es dann soweit. Prof. Dr. Margreiter und der äußerst talentierter Dr. Stefan Schneeberger haben Theo in einer 32-stündigen Operation neue Hände geschenkt. Theo Kelz, ein begeisterter Motorradfahrer, benutzte seine erste große Ausfahrt und fuhr nach Innsbruck, um seinen Rettern zu danken. Mit seinen neuen Händen und auf seinem Motorrad fuhr er nach seiner Pensionierung um einen großen Teil der Welt.

Und nun zum nächsten Teil dieser tollen Veranstaltung:
Peter Habeler aus Mayrhofen war ein Begleiter von Prof. Margreiter bei verschiedenen Expeditionen. Raimund hatte auch den Ruf eines Extremsportlers. Die höchsten Berge und Gletscher auf dem Erdball haben sie bestiegen. Neben den Bergen war auch der Wildwassersport ein Hobby von ihm. Die wildesten Schluchten und Flüsse auf drei Erdteilen hat er mit seinem Kanu bezwungen. Peter hat es gut verstanden, einen Streifzug durch „ihre Welt“ dem zahlreichen Publikum vor Augen zu führen und somit auch seinem Freund „Raimund“ damit zu danken, dass er ihn begleiten durfte.
Im letzten Teil dieser interessanten Veranstaltung hat Prof. Dr. Margreiter aus seinem Buch- und Bildband „Ein Leben für die Chirurgie“ Auszüge zum Besten gegeben.

Nicht nur für mich ein beeindruckender und unvergesslicher Abend. Ich wünsche Prof. Margreiter trotz seiner schweren Krankheit, die ihn heimgesucht hat, noch viele verträgliche Jahre. Dir. Prof. Dr. Stefan Schneeberger eine aufrichtige Gratulation als Leiter der „Chirurgischen Abteilung“ an der Klinik in Innsbruck. Möge es dir gelingen, dass du noch vielen Menschen, die vom Schicksal geprüft, mit deinen dir vom „Lieben Gott“ geschenkten Geist und goldenen Händen ein zweites Leben geben kannst.
Abschließend möchte ich noch einen Dank aussprechen an Pepi und Robert für die tolle Organisation und den unvergesslichen Abend.

Sepp Rauch

Zillertaler Zeitung

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