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Leserbrief

„Die Eisenbügel vom Olperer“

Mittwoch, 24. Januar 2024

Schreiben Sie was Sie schon immer sagen wollten – dieser Platz ist reserviert für Ihre ganz persönliche Meinung!

Leserbriefe die an dieser Stelle veröffentlicht werden, geben nicht die Meinung des Herausgebers bzw. der Redaktion, sondern  die des Verfassers wieder. 


„Die Eisenbügel vom Olperer“

Es herrschen beste Verhältnisse am Olperer: Der Fels ist trocken und warm, der Eisbuckel hat noch genügend Firnschnee, herrlicher Stapf-Firn bringt uns höher. Weit und breit keine Spur von Blankeis. Der Übergang vom Gletscher zum Nordgrat – da wo im Hochsommer aus einer schauerlichen Spalte ein kalter Luftzug aufsteigt – ist noch stabil vom Altschnee überdeckt. Elegant lässt sich der Grat bis zum Gipfel erklettern und auch beim Abstieg über denselben geht man an den Eisenbügeln vorbei und ist versucht, sie als Teil einer Geschichte zu belächeln.

Doch wehe, wenn der Olperer seine Zähne zeigt, gar ein kleines Stück an alpinem Können fehlt oder beides zutrifft, dann – ja dann werden diese Bügel von allen Bergsteigern am Olperer zu wertvollen Freunden, zu unverzichtbaren Sicherungspunkten. Wer sich mit der Geschichte der alpinen Erschließung des Zillertals auseinandersetzt, stößt unweigerlich auf diese Eisenbügel am Olperer und Schrammacher. Lange Zeit wurde gerätselt über ihre Errichtung. Mit der Recherche zu einem Büchlein wurde diese Wissenslücke ein Stück weit geschlossen. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wurden diese Bügel zwischen 1890 und 1905 von der Sektion Prag im Deutsch-Österreichischen Alpenverein in Auftrag gegeben und der Zillertaler Bergführer Johann „Honis“ Hörhager damit beauftragt. Angefertigt aus für die heutige Zeit besonders hartem und widerstandsfähigem Stahl, Stück für Stück von Hand gebohrt, genial im Bohrloch verfestigt (nicht wie damals üblich mit Eschenholz, sondern mit einer Bleiummantelung), trotzen sie seit über hundert Jahren allen Stürmen des Berges. Selbst der große Freikletterer Paul Preuß, der sonst dem Hakengebrauch sehr negativ gegenüberstand, erfreute sich anlässlich einer unangenehmen, winterlichen Besteigung an diesen Bügeln und fand es würdig, sie in seinem Aufsatz „Skitouren im Gebiet des Spannagelhauses“ von 1911 zu erwähnen. Die Eisenbügel am Olperer stellen somit eine alpinhistorische Einrichtung der Sonderklasse dar, sind stille Zeugen der alpinen touristischen Anfänge in unserem Tal und gehören zum Olperer und Schrammacher, wie die großen Eisenstangen am Glockner. Wenn nun diese Bügel als alter Plunder bewertet werden, zeugt das von Respektlosigkeit gegenüber der Geschichte und den Anfängen eingeleiteten Erschließung unserer Berge. Klargestellt werden muss die in Umlauf gebrachte Meinung, dass alle Zillertaler Bergführer für die Maßnahme sind, die Bügel zu entfernen. Für einen Teil der Bergführerschaft im Tal stellt das Entfernen der Bügel, die aufgrund ihrer festen Verankerung am Berg gewaltsam herausgerissen werden müssten, einen Akt von Vandalismus am Olperer dar und sollte unterlassen werden.

 Stefan Wierer, Zillertaler Bergführer

Zillertaler Zeitung

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