Please disable Ad Blocker before you can visit the website !!!

Das Zillertal schrammte knapp an Katastrophe vorbei

550 Mitglieder der Feuerwehren bei 132 Einsätzen – 492 cm war Pegelhöchststand in Rotholz

Mittwoch, 6. September 2023
thumbnail

Waren es am Dienstag, den 18.7.2023 noch heftige Stürme, begleitet von Starkregen und orkanartige Böen, die im Zillertal für abgedeckte Dächer, gefährlich herumfliegende Gegenstände, Stromausfälle, Straßensperren sowie zahlreiche entwurzelte und umgeknickte Bäume die Einsatzkräfte mehr als forderten, so folgte bereits am 26. und 27. August von Seiten des Landes Tirol und diverser Wetterdienste eine weitere Unwettervorwarnung für Montag, den 28.8.2023. 

Laut Prognosen konnte von einem 30-jährigen Hochwasser ausgegangen werden. Die Gemeinden und Feuerwehren des Tales bereiteten sich daraufhin auf einen einsatzreichen Montag vor. Bereits am Montagmorgen bestätigten sich die ersten Vorwarnungen. Vor allem das hintere Zillertal war von den Unwettern betroffen. Neben zahlreichen überfluteten Kellern trat die Zemm an einigen Stellen über das Ufer und sorgte für Überschwemmungen. Parallel dazu kam es zu mehreren Überflutungen entlang des Zillers und einigen Seitenbächen des Zillertals.  Aufgrund der steigenden Pegel entlang des Inns und des Zillers entschied sich der Bezirksfeuerwehrverband Schwaz um 9.00 Uhr den Bezirksführungsstab zu aktivieren. Während die Bezirkszentrale die Funkkommunikation und Informationsgewinnung übernahm, sorgte der Bezirksführungsstab für die Alarmierung der Feuerwehren und diente als Bindeglied zwischen der Bezirkseinsatzleitung, den Gemeindeeinsatzleitungen und den Feuerwehren. Die eingesetzten Feuerwehren errichteten den Hochwasserschutz entlang der Bachzuläufe, sperrten gefährdete Straßenzüge und versuchten Gebäude bestmöglich mit Sandsäcken zu schützen. Die Feuerwehren halfen sich untereinander aus und so konnten die massiv betroffenen Feuerwehren von Nachbarfeuerwehren unterstützt werden. Unterstützung bekamen die Feuerwehren auch von angesiedelten Betrieben und vielen Freiwilligen. Die Schutzmaßnahmen konnten bis ca. 17.00 Uhr und somit knapp vor dem prognostizierten Wasserhöchststand um 18.00 Uhr abgeschlossen werden. Einzelne Feuerwehren waren die ganze Nacht unterwegs und arbeiteten dringliche Einsätze ab. Bis Dienstagabend konnten von den 27 eingesetzten Feuerwehren insgesamt 132 Einsätze abgearbeitet werden. Insgesamt waren knapp 550 Mitglieder mit 70 Fahrzeugen im Einsatz.

Zahlreiche Hochwassereinsätze im Zillertal

Murenabgänge in Tux: Mit Hilfe von einem Bagger konnte der Murenabgang am 28.8. auf der L006 in Tux rasch beseitigt werden und so gab es glücklicherweise kaum Verkehrsbehinderungen. Am 30. August kam es gegen 3.45 Uhr zu einem weiteren Murenabgang. Oberhalb der Tuxer Landesstraße löste sich ein Hang und verlegte die Straße komplett. Im Einsatz standen 4 Fahrzeuge der Feuerwehr, Straßenmeisterei und eine Polizeistreife.

Hochwasser in Mayrhofen: Im Ortsteil „Hochstegen“ trat der Zemmbach über die Ufer. Umgehend wurde die Straße für den Verkehr und Fußgänger gesperrt. Zahlreiche Keller waren mit Wasser und Schlamm gefüllt. Die FFW Mayrhofen und BTF Verbund führten die umfangreichen Aufräumarbeiten durch. Aus Sicherheitsmaßnahmen mussten Betonleitwände verbaut werden.

Mehrere Einsätze in Ramsau: Vorwiegend waren es verklauste Bäche und Wasserschäden die die Feuerwehr von Ramsau forderte. Zudem drohte am Ramsberg ein Auto abzustürzen. 

Feuerwehr Fügen im Einsatz: Bereits um 7.00 Uhr stand die Unterführung Fügen Süd unter Wasser. Drei Stunden später wurden die Feuerwehren des vorderen Zillertals in Alarmbereitschaft versetzt. Es galt Sandsäcke vorzubereiten, Brücken und Beobachtungsposten zu besetzen und Straßen zu sperren. Die Schöffstallbrücke wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt. Für die Zillerbrücke in Richtung Hart kam auch Unterstützung von der Firma Binderholz, um eine Verklausung zu verhindern, da zahlreiche Bäume durch den Regen in den Bächen weitergespült wurden. Auch Keller mussten ausgepumpt werden.

Kritischer Pegelstand in Hart: Im Talbereich kam es zu zahlreichen Überflutungen. Mit Sandsäcken wurden mehrere Gebäude, unter anderem das Sportheim vor den gröbsten Wassermassen geschützt.

Tausende Sandsäcke für Strass: Sirenenalarm um 13.30 Uhr. Ca. 3.500 Sandsäcke wurden an mehreren kritischen Stellen zum Inn ausgelegt. Der Radweg im Bereich Innbrücke Rotholz musste wegen Überflutung gesperrt werden. Pegelhöchststand in Rotholz war 492 cm. 

Der Bezirksfeuerwehrverband Schwaz möchte sich an dieser Stelle nochmals für die professionelle Arbeit bei allen beteiligten Feuerwehren, Behörden, befreundeten Blaulichtorganisationen, eingesetzten Firmen und Freiwilligen bedanken. Ohne jeden Einzelnen wäre es nicht möglich gewesen, dieses Ereignis so abzuwenden.

Foto: Feuerwehr Fügen
Foto: FF Mayrhofen
Foto: Feuerwehr Fügen

Kraftwerksgruppe Zillertal sorgte für Sicherheit

Mit über 200 Millionen Kubikmeter Fassungsvermögen werden die Speicherseen im hinteren Zillertal (Schlegeisspeicher, Speicher Zillergrund und Stillup-Speichersee) bei solch extremen Unwettern und Regenfällen  wie am vorangegangenen Montag zu einem unglaublich wertvollen Sicherheitsfaktor für das ganze Zillertal. 

1,3 Milliarden Liter Wasser wurden an diesem Tag in den Speichern der Kraftwerksgruppe zurückgehalten. Um Platz im relativ kleinen Stillup-Speicher zu schaffen wurden von dort rund 290 Millionen Liter Wasser in den höher gelegenen Speicher Zillergründl gepumpt. Zusätzlich wurde auf Grund von Prognosen schon Tage zuvor Wasser abgelassen,  um für den Starkregen gerüstet zu sein. 

„Ohne die Speicher im Zillertal wäre die Situation auch am Pegel Brixlegg eine andere gewesen. Der Hochwasserscheitel wäre dort bis zu 30 Zentimeter höher gewesen, rechnet Georg Raffeiner vom Hydrographische Dienst des Landes Tirol vor.

„Unsere Betriebsmannschaft war durchgehend im Einsatz und konnte die Unwettersituation dank Erfahrung und Kompetenz sicher bewältigen“, weiß Marco Fiegl, Leiter der VERBUND-Kraftwerksgruppe Zillertal, gegenüber der Zillertaler Zeitung zu berichten und weiter: „Schon am Sonntag wurde die Warte unserer Kraftwerksgruppe im Zillertal doppelt besetzt und vorsorglich, über den regulären Bereitschaftsdienst hinaus, auch die Kraftwerke Häusling und Roßhag mit Mitarbeitern besetzt. Der Kraftwerksbetrieb ist so ausgerichtet, dass er die Hochwassersituation nicht weiter verschärft. Ins Tal fließen jene Wassermengen, die unterhalb der Speicherseen abregnen und daher auch natürlich abfließen würden. Bei den Speichern wurde rechtzeitig Vorsorge getroffen, dass ausreichend an Volumen (= Retentionsraum) für den prognostizierten Niederschlag zur Verfügung steht. Bei der Regenmenge hätten die Speicher durchaus noch weitere Reserven gehabt. Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, Wasser aus den tiefer liegenden Stillupspeicher in die höheren Speicher Schlegeis oder Zillergründl zu pumpen. 

Aus Sicht der Anlagensicherheit bestand keine Einschränkungen. Das Hauptproblem stellten Muren und Hangrutschungen an der Schlegeisstraße dar. Darum musste vorsorglich die Schlegeis-Straße gesperrt werden. Insgesamt waren 15 Mitarbeiter im Schichtbetrieb im Einsatz.“

Zillertaler Zeitung

Service