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Gedanken zur Adventzeit – Früher vs. Heute

Dienstag, 13. Dezember 2022

vom Sepp Rauch

Einige Gedanken und Vergleiche sowie kritische Bemerkungen zur christlichen und stillsten Zeit im Jahr, „Die Adventzeit“, in meiner Jugend und HEUTE. Trotzdem denke ich jetzt noch mit etwas Trauer im Herzen an jene Zeit, die gekennzeichnet war, auf die Erwartung des Erlösers, die bei vielen einen großen Stellenwert hatte.

Am 1. September 1939, ich war zehneinhalb Jahre alt, begann der Zweite Weltkrieg, der fünfeinhalb Jahre dauern sollte. Die große Sorge um die vielen Familienväter, Söhne und Brüder, die alle zum Kriegsdienst eingezogen wurden, überschattete alle anderen Nöte. Aber im täglichen Gebet, den Besuchen der „Engelämter“, die in jeder Pfarre regelmäßig abgehalten wurden, schöpften die Menschen Kraft und Hoffnung auf des KOMMEN des Erlösers und der Wunsch, dass die schlimme Zeit bald zu Ende sein möge. Die Stille dieser besinnlichen Zeit wurde in diesen Wochen im Sinne des christlichen Glauben würdig und ernsthaft genutzt. „Was ist aus dem allen geworden, schade um den schönen Vorweihnachtsbrauch!“
Im Mai 1945 war dieser fürchterliche Krieg zu Ende, doch die Sorgen und Nöte der Menschen waren jetzt anderer Art. Die Kriegsauswirkungen hatten viele Städte und Dörfer in Schutt und Asche gelegt und auch noch viele zivile Menschenleben gefordert. Fabriken, Betriebe und Bahnlinien waren zum Großteil zerstört. Doch den Glauben an den Herrgott konnten die Machthaber dieser kurzen dunklen Dekade, den sie als „Opium des Volkes hinstellten“, nicht nehmen.
Namhafte PolitikerInnen aus den „Dreißigerjahren“ bekämpften sich gegenseitig im unseligen Bruderkrieg unter dem damals herrschenden autoritären Regime. Viele dieser Frauen und Männer haben diese schwere Zeit nicht überlebt. Die Überlebenden aber haben sich geschworen, wenn diese schlimme Zeit einmal vorbei sei, es „nie wieder Krieg, schon gar keinen Bruderkrieg“ geben sollte. Die Wunden des Krieges waren noch nicht verheilt, aber die Natur hatte eine neue Heimsuchung parat. Zwei Dürrejahre 1946 und 1947 haben unser Land heimgesucht. Die Bauern fuhren teilweise nur die halbe Ernte ein und die Hungersnot war der Höhepunkt dieser schlimmen Zeit. An Importe vom Notwendigsten wie Kartoffeln und Getreide war damals nicht zu denken, wir hatten nur, was der karge Boden unseres Landes hergab. Diese verantwortungsbewussten Frauen und Männer haben die Bevölkerung aufgerufen, auszuharren und zu einem gemeinsamen Aufbau aufgerufen. Damals hat das Volk den Politikern noch vertraut. „Beginnen wir einen gemeinsamen Aufbau unserer geliebten Heimat!“ Dies ist diesen verantwortungsbewussten Menschen der damaligen Zeit auch gelungen. Es begann eine gute Zeit für die Menschen in unserem Land. Jeder, der wollte, hatte Arbeit und jeder Familienerhalter verdiente so viel, dass die Mutter sich der Kindererziehung widmen konnte. Sehr viel junge Menschen konnten sich ein Eigenheim bauen. Die Familien wurden gefördert durch Schaffung einer Heiratsbeihilfe, Geburtenzuschuss und dergleichen, dreizehnten und vierzehnten Monatsgehalt, sowie vielen familienfreundlichen Einrichtungen. Viele Länder in unserer Nachbarschaft haben neidvoll auf Österreich geschaut, was in diesem kleinen Land alles möglich wurde. Diese Politikergeneration hatte das Ohr noch bei den Menschen, von denen sie dafür gewählt wurden.

Der Wohlstand in unserem Heimatland wurde immer größer und brachte leider auch sehr viele bittere Nebenerscheinungen mit sich. Es begann sich im Laufe der Jahrzehnte eine Kluft zwischen „Arm und Reich“ zu bilden, die in den letzten etwas mehr als zwei Jahrzehnten ständig größer wurde. Bei sehr vielen stand das Streben nach immer mehr im Vordergrund. Nur brachte er auch eine für mich persönlich bittere Nebenerscheinung mit sich, einen immer mehr zunehmenden „Glaubensverfall“.
Der „Götze Mammon“ stand im Vordergrund. Um dem zu dienen hatten die Menschen nicht mehr Zeit, die sonntäglichen Gottesdienste zu besuchen. Die Mutter als treibende Kraft hatte wegen der Betreuung der Gäste nicht mehr Zeit, und so setzte sich dies auch in der Familie fort. Die Gotteshäuser wurden an Sonntagen immer leerer, und das ist für mich ein schlimmes Omen. Für mich ist heute noch der Sonntag der „Tag des Herrn, ohne Gottesdienst kein Sonntag, ohne den Dank an unseren Herrgott ist kein Sonntag“. Für mich etwas vom Schlimmsten in dieser schnelllebigen und dem Streben nach immer „Mehr und Mehr“.
Das alles sind Gedanken, die mich sehr traurig stimmen und mich gerne an meine Jugendzeit erinnern. Wir haben uns trotz der herrschenden Notzeit auf Weihnachten und das Christkind gefreut, auch wenn die Geschenke in dieser schlimmen Zeit mehr als bescheiden waren. Wir wurden auf diese stille und friedvolle Adventzeit mit den täglichen Engelämtern – Rorate –
Erwartung auf das Kommen des Erlösers eingestimmt. All dies ist den Kindern sowie den Menschen in der heutigen Zeit leider abhanden gekommen. Aus dem Grund waren wir Kinder in der damaligen Zeit reicher als die Kinder von „HEUTE“!

Schließen möchte ich mit dem Satz und einer Bitte: Denkt wieder mehr, was dieses kommende Fest der „Christenheit“ eigentlich für eine Bedeutung hat. Denken wir wieder mehr an diese längst vergangene, wenn auch oftmals traurige Zeit zurück! Ich wünsche allen Lesern der „Zillertaler Zeitung“ eine friedvolle und segensreiche „Advent- und Weihnachtzeit“.

Zillertaler Zeitung

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