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Rückblick auf das „Sterntalerjahr 2021!“

Große Herausforderungen im Maasai-Land und für „Marias Health Center“

Mittwoch, 5. Januar 2022
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Zillertal Die geplante Jahreshauptversammlung des Vereins „Sterntaler – Dr. Maria Schiestl“ Ende des Jahres 2021 musste zwar auf Grund des Lockdowns verschoben werden, dennoch können wir an dieser Stelle allen Freunden von Daktari Maria und auf Grund der Berichterstattung von Britta Wulfekammer einen Überblick über die Entwicklungen und der aktuellen Situation in Entasekera übermitteln.

Britta Wulfekammer lebt in Nairobi und ist sozusagen seit Jahren die verlässliche „Sterntaler Außenstelle“ und schaut in „Marias Krankenhaus“ immer darauf, dass alles seinen richtigen Lauf nimmt.

Leider stand das „Sterntaler Jahr“ auch in Kenya unter dem Einfluss und Folgen von Covid. Die Auswirkungen sind insbesondere im wirtschaftlichen Bereich zu spüren. Zwar wird seit dem 1. Quartal geimpft und seit einigen Wochen sind die Impfkampagnen nochmal angezogen worden. Dennoch liegt die Impfquote bei nur 10,6% landesweit. In der Hauptstadt Nairobi liegt die Quote bei 28%, im Bezirk Narok, wozu auch Entasekera gehört, jedoch nur bei 2,9%. Die niedrige Impfquote hat verschiedene Ursachen: mangelnde Aufklärung, negative Propaganda u.a. der lokalen katholischen Kirche sowie nicht Priorisierung von Corona, insbesondere auf dem Land. Die Sterberate hat sich landesweit nicht verändert und zur Zeit liegen nur wenige Personen corona-bedingt auf der Intensivstation. Medienberichten zufolge deutet vieles auf eine Herdenimmunität hin, auch ein Zusammenhang mit Malaria wird vermutet.
In den letzten Wochen sind Impfkampagen verstärkt durchgeführt worden.
Die lang anhaltende, landesweite coronabedingte Schließung der Schulen hatte immense Auswirkungen in Loita. Etwas wie digitaler Heimunterricht ist hier undenkbar. Viele Mädchen wurden verheiratet und geschwängert. Burschen im Teenageralter sind gefährdet, dem Alkoholkonsum zu verfallen.

Während sich die Welt auf Corona fokussiert, herrschen im abgelegenen Loita Gebiet der Massai andere Sorgen. Hier geht es ganz aktuell um die Deckung von Grundbedürfnissen – wie Essen, Wasser und Schulgebühren! Zur Zeit herrscht Dürre. Die kleine Regenzeit im November ist wieder einmal ausgeblieben. Viele Herdentiere – die Haupteinkommensgrundlage der Maasai – sind verendet.

Abgesehen von der aktuellen Dürre, war Loita dieses Jahr auch von anderen wichtigen Ereignissen geprägt. Die Landvermessung und Privatisierung wurde gestartet. Das bedeutet, das bisherige Gemeindeland wird nun privatisiert. Ein Prozess, auf den die Loita Maasai bereits lange gewartet haben. Viele Gemeindesitzungen wurden dazu in ganz Loita abgehalten. Eine Landkommission von der Regierung ist zur Zeit regelmäßig vor Ort, um entsprechende Vermessungen vorzunehmen.

Das zweitwichtigste Ereignis für die Loita Maasai war die im Herbst stattgefundene „Manyatta“. Ein traditionelles und sehr bedeutendes Volksfest, das nur ca. alle 6 Jahre stattfindet.
Von den 16 in Kenya existierenden Maasai-Clans gelten die Loita-Maasai als eine der traditionsreichsten Volksgruppen. Sie haben eine interessante Führungsstruktur, die in Altersgruppen aufgeteilt ist und deren oberstes Führungsorgan der Council of Elders und der sogenannte Laibon ist. Beides traditionsreiche Führungspositionen mit sehr viel Einfluss bis hoch zur Regierung.
Die Planung der Manyatta hatte bereits zu Beginn des Jahres 2021 angefangen, schließlich müssen dafür 200 traditionelle Häuser temporär gebaut werden.
Die Manyatta hat daher eine so große Bedeutung, da die jungen Männer offiziell zu Elders (also Weisen) graduieren und damit mehr Verantwortung und Aufgaben übernehmen. Das Alter liegt so zwischen 25-30 Jahren. Insgesamt graduierten 211 Männer, jeder hatte ein traditionelles Haus. Dieses Prozedere wird ausgiebig gefeiert –
ganze 2 Monate lang dauerten die Feierlichkeiten. Dazu wurden an verschiedenen Tagen diverse Politiker eingeladen. Da die Loita Maasai bis nach Tanzania verteilt sind, kamen sie teilweise von weit her angereist.

Natürlich waren auch wir vor Ort. Zusammen mit Dan und den Vertretern des Council of Elders war Britta Wulfekammer vor Ort und hatte auch Gelegenheit mit dem Governor zu sprechen.

Die Verhandlungen mit der Regierung zur Eingliederung des Health Centers in das Landeskrankenwesen laufen zwar weiter und einige Treffen mit entsprechenden Vertretern fanden statt. Jedoch werfen sowohl die anstehende Präsidentschaftswahl in diesem Jahr als auch die Corona Krise ihre Schatten voraus.

Im Oktober konnte Britta den Ältestenrat zum ersten Mal in Narok treffen. Spannend, denn der Vorsitzende konnte kein Englisch. Dank guter Übersetzer fand dennoch ein hervorragend stimmiges Gespräch statt und Britta Wulfekammer wurde eine weitere Unterstützung zugesagt.

Im Bereich Kommunaler Gesundheit wurden neben der regelmäßigen Aufklärung zu Covid zwei große Outreach Kampagnen durchgeführt. Unser Leiter des Bildungszentrums am Krankenhaus, Herr Dan Leken, hat in Partnerschaft mit dem Gesundheitsministerium im großen, weitläufigen Loita Gebiet diese Kampagnen geleitet. Darunter gehörte u.a. eine Trachoma Vorbeugung, entsprechende Maßnahmen und die Verteilung von Moskitonetzen zum Schutz vor Malaria, das immer noch Todesursache 1 in diesem Teil Afrikas ist. Trachoma ist eine ansteckende Augenkrankheit, die ebenfalls durch Moskitos übertragen wird. Die Vorbeugung und Behandlung erfolgt durch Verabreichung von Antibiotika. Dabei fahren Freiwillige von Haus zu Haus in den teilweise sehr abgelegenen Dörfern.

Zum Abschluss dürfen wir an dieser Stelle noch einmal an Herrn Ing. Ludwig Mülleder gedenken, der am 4. Mai 2021 völlig unerwartet im 68. Lebensjahr verstarb. Ludwig war sozusagen „Daktari Marias Eckpfeiler“ und ein jahrelanger treuer Mitstreiter von Maria. Er hat auch nach ihrem Tod sozusagen über Nacht all ihre organisatorischen Aufgaben übernommen und damit einen reibungslosen Fortbestand gesichert.

Zillertaler Zeitung

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