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Klettergenie, Bergführer und Erfinder des Felshakens 

Zum 100. Todestag des legendären Hans Fiechtl, vulgo „Schwarzenstein-Hansl“ aus Schwendau – Teil 1

Donnerstag, 31. Juli 2025
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„Am 01. August 1925 stürzte am Totenkirchl der Bergführer Fiechtl ab und war sofort tot. Es war, als stocke uns das Herzblut, als verwirre sich das Denken – unser Hansl! Wir starrten auf die Worte und lasen sie immer wieder, ohne sie zu fassen. War es den möglich, dass diese Kraft, Schneid und Geschicklichkeit mit einem Mal vernichtet war? 

War’s möglich, dass die Berge ihn, der an ihnen hing, buchstäblich hing mit Leib und Seele, der nur im Gebirge glücklich war, dem Hände und Füße zuckten nach den Felsen, der sich an ihm schmiegte, als gehöre er zu ihm, Schwierigkeiten meisterte, dass es eine Lust war, ihm dabei zuzusehen.“, schrieb die Margarete Große auch im Namen ihrer Schwester Elsbeth – Persönlichkeiten des öffentlichen Interesses in Dresden, Kämpferin für Frauenrechte, Ballonfahrerinnen und Vertreterinnen des Frauenbergsports der ersten Stunde.

Auch im „Alpinist“ war zu lesen: „Ein Prachtkerl, der Hans“. „Der beste Führer der Ostalpen, den die letzten Jahre hervorgebracht haben.“ „Ein sportlicher Kletterer höchster Vollendung.“ 

Doch wer war dieser Mann aus Schwendau im Zillertal, dem diese anerkennenden, berührenden Worte galten?

Bereits als Hüterbub auf der Schwar-zensteinalm, die seinem Vater, einem Bergführer, gehörte, entdeckte Fans Fiechtl seine Leidenschaft für das Bergsteigen und fand so in den Bergen als Bergsteiger und Bergführer seine Lebensaufgabe. Bereits 1891 trat der Bub mit gewagten Erstbegehungen in Erscheinung und ab 1913 meisterte bzw. beherrschte er den VI. Schwierigkeitsgrad.

Er schmiedete weltweit den ersten brauchbaren Felshaken, war ebenbürtiger Seilpartner der damaligen Kletterelite wie Hans Dülfer oder Otto Herzog. Aber vor allem suchte und ging der Bergführer Hans Fiechtl neue Wege in seinem Beruf – bildete zu einer Zeit, da der allgemeinen Meinung zu Folge Kinder am Berg nichts verloren hatten die Jugend der Alpenvereinssektion Kufstein aus und wurde weit über die Grenzen hinaus die große Hoffnung für den gerade sich etablierenden Frauenbergsport.

Geboren wurde Hans Fiechtl am 13. April 1884 in Schwendau im Zillertal als Sohn des Matthias Fiechtl, Bauer und Bergführer und seiner Frau Elisabeth, geborene Rauch. Er war eines von zwölf Kindern (10 Buben und 2 Mädchen). 1895 wurde die Schwarzenstein Alm samt Eigenjagd durch seinem Vater Matthias an die Sektion Berlin des D.u.Oe. Alpenvereins verkauft, auch um touristischen Spekulationen über einen Hotelbau im Bereich der Almhütte nach Schweizer Vorbild vorzubeugen. Mit diesem für die damalige Zeit ungewöhnlichen Schritt, trug Matthias Fiechtl Vorrangigstes zum Erhalt dieser besonderen Naturlandschaft rund um der Berliner Hütte bei und legte damit den Grundstein und die Voraussetzung für den viel später eingerichteten Hochgebirgs Naturpark Zillertaler Alpen. 

Hochzeitsfoto von Elisabeth & Matthias Fiechtl, Eltern von Hans Fiecht – Foto: Irma Wechselberger
Hans‘ Vater Matthias war ebenfalls Bergführer – Foto: Irma Wechselberger

Nach dem Verkauf zog die Familie Fiechtl von Schwendau nach Münster, wo vom Erlös des Almverkaufs eine größere Landwirtschaft erworben wurde. Nach dem ersten Weltkrieg, von dem Hans Malaria-geschwächt heimkehrte, begann er wieder als Bergführer tätig zu werden. Auf dem Höhepunkt seiner Führertätigkeit war Hans Fiechtl dabei, eine Familie zu gründen. Daraus entstanden die Kinder Heinrich und Aloisia (später verheiratete Mühlauer, Mutter der 1942 geborenen Ilse Mühlauer, verheiratete Pendl / Zell am Ziller). Sein Verantwortungsgefühl für die finanzielle Sicherheit seiner Familie und seiner erneut schwangeren Frau, die Hans ehelichen wollte, ließ ihn, für ihn ungewöhnlich, an einem hohen kirchlichen Feiertag eine Führungstour übernehmen. 

An diesem verregneten Vormittag war Hans mit seinem Gast, einem Arzt aus Heidelberg, vom Totenkirchl Hauptgipfel abgestiegen. Als die größten Schwierigkeiten schon hinter ihnen waren, passierte das Unglück. Dr. Kretz berichtete später: „Fiechtl war etwa fünf Meter über mir, als er plötzlich auf dem Schrofen ausglitt. Ich selbst habe den Moment des Ausgleitens nicht beobachtet. Fast senkrecht stehend, mit auffallend dunkelblau verfärbtem mir zugewandten Gesicht, fiel er lautlos an mir vorbei in die Tiefe. Leider hielt das Seil dieser Wucht nicht Stand und riss. Ich sah noch, wie Fiechtl über das Geröll rollte und regungslos liegen blieb.“ Möglicherweise, so der Mediziner in einem Schreiben an den Alpenverein und bestätigt durch weitere Zeugen des Unfallhergangs, muss Hans Fiechtl bei seiner letzten Bergfahrt wahrscheinlich ein Herzinfarkt ereilt haben. So wird auch beim Bergführer Hans Fiechtl die Todesursache Herzinfakt in der Statistik der tödlichen Unfälle im Kaisergebirge in der Alpenvereinssektion Kufstein geführt. 

Einer der erfolgreichsten Zillertaler Bergführer und Bergsteiger der alpinen Entwicklungsgeschichte war tot. Am 6. August 1925 wurde Hans Fiechtl in seinem Heimatfriedhof in Münster unter Beteiligung der gesamten deutschsprachigen Kletterelite, angeführt von Peter Aschenbrenner beigesetzt.

Bergführer „Hansl“ mit Gästen am Feldkopf – Foto: Ilse & Hans Pendl

Zusammengefasster Bericht aus dem Buch: „Auf den Spuren der Zillertaler Bergführer, von Pionieren, Gipfeln und Legenden.“  – Stefan Wierer, Zillertaler Bergführer

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