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Leserbrief – Wetterbeobachtung unserer Vorfahren

vom Sepp Rauch

Dienstag, 14. Februar 2023
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Einige Bemerkungen zur Frage „Wie wird das Wetter“? Ein Thema, das bei den Menschen immer wieder zu allerhand Diskussionen führt.  Ein Paradebeispiel sind die viel belächelten „Bauernregeln“, deren Beobachtung für unsere Vorfahren die einzige Hilfe war, wie man immer wiederkehrenden Wetterkapriolen besser begegnen konnte.

Diese Zeilen zu schreiben, hat mich einer alten Bauernregel entsprechend der späte Wintereinbruch bewogen. Von vielen Menschen belächelt „du mit deinen Bauernregeln“! Auf die meine Antwort war: „Warten wir es ab, ihr werdet an meine Weissagung denken!“ Am 12. November war am Talboden der erste richtige Raureif, und dieser alten Regel entsprechend gibt es 100 Tage später den Winterbeginn. Das traf heuer vom 18. bis 20. Jänner 2023 punktgenau zu. Die Antwort mancher Spötter: „Jo mei, hots holt amoll g‘stimmt“.

Meine ganze „Wetter-Philosophie“ habe ich von meinem damaligen Chef, Wirt und Krapfenbauer Franz Mitterer in Finkenberg gelernt. Das war ein Fachmann in der Wetterbeobachtung. Er besaß damals schon ein Barometer und ging nie vom Essen aus der Küche, ohne einen Blick auf dieses Instrument zu werfen. Der steigende und fallende Luftdruck, die Luftfeuchtigkeit sowie Beobachtung der Wolken, des Windes und der Natur, alle diese Merkmale sagten ihm vieles. In meinen Augen war er ein „Lehrmeister auf dem Gebiet der Wetterbeobachtung“.

Die besten Wetterpropheten sind aber die Tiere. Ob Haustiere oder Wildtiere! Bei Haustieren erkennbar an deren Empfindungen über Wetterumschwünge, man muss sie nur beobachten. Verlief ihr ganzes Verhalten normal, blieb das Wetter stabil. Auf jedem Bauernhof hielt man früher Hühner, die den ganzen Tag frei liefen. Am späteren Nachmittag machten sie Feierabend und suchten ihren Stall auf. Gingen sie aber nach der gewohnten Zeit wieder auf Futtersuche, war für den nächsten Tag schlechtes Wetter angesagt.

Jäger und ältere Almer haben mir diesbezüglich auch wertvolle Hinweise gegeben und ich habe dadurch von ihnen gewisse Weisheiten gelernt. Bevor die Almen durch Güterwege erschlossen und die Milch mittels Tankwagen in die Sennereien transportiert wurde, hat man die Milch auf den Almen verarbeitet. Zu jener Zeit trieb jeder Bauer eine gewisse Anzahl von Schweinen der Milchmenge entsprechend auf die Alm. Diese Tiere hatten einen ausgeprägten Riecher für einen bevorstehenden Wetterumschwung. Normal machen diese Almschweine am späteren Nachmittag Feierabend und suchen ihren Stall auf. Gehen sie aber um diese Zeit noch auf die Weide, ist für den nächsten Tag zu hundert Prozent mit einem Wetterumschwung zu rechnen.

Wichtig waren für mich auch die Jäger als Wetterpropheten über die Strenge des bevorstehenden Winters, besonders durch Beobachtungen der Brunftzeit beim Rotwild und ca. zwei Monate später bei den Gämsen. Gibt es bei den Hirschen eine stille Brunft, so ist mit einem strengen, schneereichen Winter zu rechnen und weist darauf hin, dass sie mit den Kräften haushalten müssen. Speziell die trächtigen Muttertiere haben es besonders schwer, über einen derartigen Winter zu kommen. Für jene Muttertiere, die zeitig im Frühjahr ihre Kitze setzen, ist diese Zeit besonders hart. Zudem werden sie durch die vielen Schifahrer und Schneeschuhwanderer sehr gestört. „Der Wald ist schon lange keine Ruhezone mehr, denn jede dieser Störungen zehrt an ihrer Kraft und kann für diese Tiere tödlich sein“.

Anlässlich einer unserer unzähligen Bergwanderungen hatten wir auf dem Weg zum Schönbichl im Gerlostal ein Erlebnis: Kurz vor unserem Ziel begegnete uns ein größeres Rudel Gämsen, die talwärts liefen. „Au wei“, sagte ich zu Rosa, „gut dass wir diese Tour heute noch gemacht haben, denn die nächsten Tage gibt es schlechtes Wetter. 

Wie von diesen Tieren geahnt, hat es bis unter die Waldgrenze geschneit. 

Dies sind einige Wetterregeln, die früher von Generation zu Generation auf Grund von Beobachtungen in der Natur und Tierwelt weitergegeben wurden und halfen, unliebsame Wetterkapriolen so recht und schlecht zu bewältigen. Meteorologische Geräte, sofern es sie gab, waren dem gewöhnlichen Volk nicht zugänglich. Radiogeräte hatte kaum jemand, Fernsehen war sowieso noch Utopie. So blieb den Menschen nur diese eine Möglichkeit aller die von mir beschriebenen Gegebenheiten offen.

Versuchen wir deshalb unsere Natur und Umwelt wieder etwas mehr zu achten, zu schätzen und zu schützen. Denken wir an die Tierwelt in unseren vom „Allerhöchsten“ geschenkten herrlichen Wäldern und  für sie so wichtigen Lebensraum.

Zillertaler Zeitung

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