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Die Hexe von Gerlosstein

Geschichten aus dem Zillertal

Mittwoch, 18. Januar 2023

Die Gerlossteinwand kann keiner übersehen, der jemals ins Zillertal kommt. Und unterhalb dieser mächtigen, bedrohlich aufsteigenden Felswand liegt die Alpe Gerlosstein.

Dort soll vor langer Zeit, als der Ziller noch „die Holenze“ geheißen hat, auch eine Hexe ihr Unwesen getrieben und dem Melker viel zu schaffen gemacht haben. Unter anderem verhexte sie ihm den Rahm im Butterkübel, sodass er um alles in der Welt nicht buttern konnte.

Kam da eines schönen Tages ein Jägersmann vorbei und bat den Melker um einen Schluck Kübl-milch1, weil ihn der Durst plagte.

„A Küblmilch gabet i dr woll“, erwiderte der Melker, „wenn i derküblat2“. „Kriagst öfter an Bsuach?“, fragte der Jäger. „Ja, a Gsöllin kimmt halt hin und da zu mir“. „Nachher wart nur, ich helf dir“, sagte der Jäger, ging hinaus und kam mit zwei Zirmzapfen zurück, die er über dem Hütteneingang am Türstock festmachte. Nachdem er dem Melker noch aufgetragen hatte, die Zapfen ja nicht zu entfernen, ging er seine Wege.

Anderntags kam die Gsöllin wieder, hielt sich den Bauch und jammerte und klagte und bat den Melker, doch die Zapfen über der Türe wegzutun. Endlich erbarmte sich der Melker und nahm einen der beiden Zapfen herab. Da tat die Hexe einen tiefen Schnaufer und verschwand.

Seitdem hatte der Melker auf Gerlosstein Ruhe.  Joh. Schiestl, Altbauer zu „Bader“ am Schwendberg

1 Buttermilch, 2 buttern könnte

Aus der Sammlung „Sagen, Brauchtum & Mundart im Zillertal“ von Erich Hupfauf

Zillertaler Zeitung

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