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Historische Entwicklung der Kirch enkrippe der Pfarrkirche Ried-Kaltenbach

Mittwoch, 8. Dezember 2021
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Im 17. und 18. Jahrhundert stand die bekleidete Krippe, d. h. die Krippe mit gekleideten Figuren in den Kirchen im Vordergrund. Da die Kleider immer wieder erneuert werden mussten, ist ihr Alter im Einzelnen oft schwer zu bestimmen. So sind auch die Figuren der Kirchenkrippe der Pfarrkirche Ried – Kaltenbach in ihrem Alter schwer bestimmbar, doch ist anzunehmen, dass einzelne Figuren aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammen.

Im Gegensatz zu den geschnitzten oder gemalten Krippen sind die Figuren statischer und ruhiger. Das barocke Theater ist als Vorbild anzusehen. Die richtige Aufstellung und Zusammenstellung der einzelnen Figuren ist von großer Bedeutung.

Die Köpfe sind aus Holz geschnitzt, einige wenige Figuren sind mit Glasaugen versehen, Hände und Füße sind ebenfalls geschnitzt. Arme und Beine sind mit hölzernen Gelenken versehen. Die Haare sind teilweise Naturhaare.
Die Tiere sind alle geschnitzt. Gerade bei den Schafen sind mehrere Stilrichtungen zu erkennen. Von besonderem Reiz ist das Kamel. Der Schnitzer dürfte wohl noch nie ein Kamel in Bewegung gesehen haben, was den falschen “Gang “ beweist.

Die Kleider bei den Engeln und Königen waren ursprünglich wohl auch aus Brokat, Samt und Seide, besetzt mit Spitzen, Borten, Stickereien, Glassteinen und Perlen. Bei verschiedenen Neueinkleidungen wurden diese Gewänder ersetzt, sodass heute von der ursprünglichen Bekleidung nichts mehr vorhanden ist. Die bäuerlichen Figuren sind in Volkstracht gekleidet.

Einzelne Figuren wurden vom Schnitzer Peter Schmid hergestellt. Er war Bildhauer an der Finsingbrücke in Uderns, später in Zell und Mittersill. 1787 erfror er am Felbertauern auf dem Weg nach Osttirol. Er setzte seinen Figuren Glasaugen ein, die vor allem aus Venedig bezogen wurden.
1896 wurden die Figuren von Ministranten in einzelne Häuser gebracht, wo sie dann neu eingekleidet wurden.

Die Entstehung des Hintergrundes liegt im Dunkeln, nur der auf der Rückseite des Tempelhintergrundes dürfte noch der ursprüngliche barocke Hintergrund zu sehen sein.

Johann Eberharter aus Kaltenbach nahm sich in den letzten Jahrzehnten der Kirchenkrippe an, schnitzte Schafe dazu, erstellte einen neuen Stall, einen Brunnen und übernahm verschiedene Reparaturarbeiten.
Frau Helga Gasteiger aus Kaltenbach kleidete einige Figuren neu ein. Ihr zu Hilfe kamen einige Frauen aus der Pfarrgemeinde.

Nachweislich für die Aufstellung zuständig waren bisher Johann Wurm, Ferdl Klocker, Johann Eberharter und nunmehr Familie Steinberger und Willi Rauch.
In den letzten 25 Jahren wurde die Kirchenkrippe von beherzten und begeisterten Krippelern laufend renoviert und restauriert.

Für die Finanzierung gab es neben zahlreichen privaten Spenden und Zuwendungen auch finanzielle Unterstützung durch die beiden Gemeinden Ried und Kaltenbach, des Denkmalamtes Tirol, der Agrargemeinschaft von Ried und Kaltenbach und der Pfarre Ried-Kaltenbach. Auch ortsansässige Vereine beteiligten sich an der Finanzierung der Kirchenkrippe. Auch wird jedes Jahr – wenn es Corona zulässt – in Ried ein Christbaummarkt abgehalten, dessen Reinerlös ebenfalls der Restaurierung und Erhaltung der Kirchenkrippe zugutekommt.

Die Kirchenkrippe hat (von ca. 1 Woche vor dem Heiligen Abend bis Mariä Lichtmesse am 02. Februar) folgende sechs Darstellungen: Herbergsuche – Geburt des Herrn –
Beschneidung im Tempel – Anbetung der Könige – Flucht nach Ägypten – Josef der Zimmermann in Nazareth.

Zillertaler Zeitung

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