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Weiterer Bergbau in den Zillertaler & Tuxer Alpen – Teil 8

Mittwoch, 15. September 2021
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Teil 8 steht unter dem Titel „Magnesit- und Scheelitbergbau in Tux“.

Im Tuxer Ortsteil Vorderlanersbach befand sich bis ins Jahr 1976 das höchste Magnesit-Abbaugebiet Europas. Später wurde auch das Wolframerz Scheelit gefördert. Beide Erze wurden sowohl unter Tage als auch im Tagebau gefördert.


Magnesit besitzt eine Summenformel von MgCO3. Gebildet wird es sekundär, also erst durch die Verwitterung von magnesiumhaltigen Gesteinen. Es besitzt eine Härte von 4.57 Die Verwendungszwecke von Magnesit sind sehr vielfältig. Magnesit ist sehr hitzebeständig, deshalb verwendet man es zur Herstellung von feuerfesten Ziegeln und anderen Brandschutzobjekten. Magnesit findet ebenso als Rohstoff in Bremsbelägen, Schleifsteinen für Marmor und Granit, Industriefußböden, Dünge- und Futtermitteln, Zellstoffen, Kläranlagen Verwendung. Auch wird Magnesit, da es sich leicht einfärben lässt, zur Fälschung von wertvolleren Steinen verwendet. Diese sind allerdings leicht zu erkennen, da sie aufgrund ihrer geringeren Härte Glas nicht ritzen können.


1910 wurde das Magnesit-Vorkommen durch den Mineralogen Prof. Dr. Bruno Sander entdeckt. Dieses befindet sich auf 1.700 – 2.000 m, etwa eine Wegstunde von Vorderlanersbach entfernt. Die wichtigsten Gesteine der Tuxer Magnesitlagerstätten waren: Tonschiefer, Kalkphyllite, Eisendolomit, Magnesit und Dolomit. Zudem gab es eine große Anzahl an Mineralien, die in ihrer kristallinen Form vorkamen, wie Bergkristall, Aragonit, Albit, Pyrit, Fahlerz, Zinkblende, Bleiglanz, Antimonit, Stilbikonit, Magnesit und Scheelit. Vor allem der Magne­sit der Lagerstätte Wanglalpe enthält wenig Eisen und besitzt deshalb eine sehr weiße Farbe. Außerdem ist er grobkristallinisch und extrem rein.


Durch den 1. Weltkrieg wurden erste Bemühungen, den Magnesit zu fördern, zerstört. In den 20er Jahren wurde eine neue Bergbaugesellschaft, die Alpenländische Bergbaugesellschaft, gegründet. Anfangs baute man nur „Probematerial“ ab. Zu dieser Zeit erfolgte der Abtransport mit den „Schloapfen“, hierbei sind niedere Holzschlitten gemeint. 1924 wurde allerdings eine 8,5 km lange Materialseilbahn errichtet, um den Transport zu erleichtern. Diese reichte bis nach Bühel, wo erst das Rohmagnesit und danach das verhüttete Magnesit auf die Zillertalbahn verladen wurden. Da für den Abbau des Rohstoffes Experten und viele Arbeitskräfte gebraucht wurden, kam es im Tuxertal zu keiner großen Bergflucht wie in vergleichbaren Tälern. Zusätzlich warb man auch Fachkräfte wie den Osttiroler Sprengmeister Johann Biedener und weitere Bergmänner aus Oberösterreich an. Allerdings gab es anfangs wesentliche Probleme bei der Unterbringung der Arbeitskräfte. So mussten landwirtschaftliche Objekte provisorisch in Unterkünfte umgewandelt werden.


Nach dem 2. Weltkrieg war das Bergwerk heruntergewirtschaftet. Es mangelte an Fachkräften. Wegen der Erdölknappheit im Dritten Reich wurde verflüssigtes Erdpech zum Verhütten des Erzes benutzt. Dadurch gab es katastrophale Umweltschäden. Außerdem wurde die Arbeit damals zum größten Teil von Kriegsgefangenen verrichtet. Als sich das Werk 1945 in Staatshand befand, war dessen Fortbestand ungewiss. Es gab nicht ausreichend Fachkräfte, die Rohstoffversorgung war nicht gewährleistet und es gab nicht ausreichend Energie.
Am 1. Juli 1948 wurde das desolate Werk von der Österreichisch-Amerikanischen Magnesit Aktien Gesellschaft übernommen. Diese war eine Tochtergesellschaft der General Refractions Company mit Sitz in Philadelphia.
In den 50er Jahren wurde unter Dipl. Ing. Peter Weis an der Erschließung der Scheelitvorkommen gearbeitet. Ein besonderes Merkmal von Scheelit ist die hohe Dichte. Deshalb wurde das Mineral früher auch Tungstein, was Schwerstein bedeutet, genannt. Auffallend schwere Steine waren den Bergleuten zwar schon vorher bekannt, allerdings wusste keiner, worum es sich dabei handelte. Deshalb sind viele Scheelitsteine, bevor man sie identifizieren konnte, auf den Abraumhalden des Magnesit-Bergbaus gelandet.


Der Großteil des Scheelits befand sich in einer Lagerstätte zwischen den Magnesit und Schiefergesteinen. Um Substanzverluste zu verhindern, wurde das Scheelit nicht, wie Magnesit im Tagebau gefördert, sondern unter Tage abgebaut. Zum Auffinden der Vorkommen wurden UV-Lampen verwendet. Scheelit leuchtet nämlich unter U-Bestrahlung. 1956 wurde eine dem Tuxer Scheelit angepasste Aufbereitungsanlage errichtet.


Ab dem Sommer 1970 kursierten Gerüchte über eine mögliche Schließung des Werkes. Die Bevölkerung nahm diese zuerst nicht ernst. Allerdings sanken 1970 die Preise für Scheelit-Konzentrat bis zu 40 %, außerdem gab es zu dieser Zeit inflationsbedingte Lohnerhöhungen und eine schlechtere Vererzung an den Abbaugebieten. Auch der Magnesitabbau war nicht länger rentabel, da Konkurrenzstandorte den Rohstoff wesentlich billiger gewinnen konnten. In den Folgejahren wurde die Belegschaft kontinuierlich abgebaut, bis das Werk 1976 endgültig geschlossen wurde. Im Gegensatz zu heute brach keine kleine Wirtschaftskrise aus, weil 1.200 Stellen gestrichen wurden. Viele Arbeiter wechselten zu den Bergbahnen. In dieser Zeit ist auch der Hintertuxer Gletscher erschlossen worden. Andere Arbeiter wurden nach einer Umschulung von der Firma Kober KG übernommen. Diese erwarb auch das Gelände um die Seilbahnverladestation. Weitere fanden bei örtlichen Bau- und Handwerksbetrieben Arbeit. Einige der älteren Bergleute konnten durch eine Sonderregelung auch in Frühpension gehen.


Ursprünglich sollte die Brenneranlage in Jenbach oder Mayrhofen errichtet werden. Allerdings wurde dies durch den Protest der Landwirtschaft verhindert. Dadurch errichtete man die gesamte Verhüttung am Lagerstättenort auf 1.670 m Höhe. Diese erbaute man zwischen 1926 und 1927. Diese mit Kohle und Öl geheizte Anlage verursachte erhebliche Umweltschäden. Der hohe Ausstoß von Kohlenoxidgas und Magnesitstaub erwies sich als besonders großes Problem. Der durch die Schadstoffe verunreinigte Regen führte in den Jahren 1929 und 1930 zu extremem Graswuchs, da dieser den Boden sehr stark düngte. In den Folgejahren führte diese Überdüngung des Bodens zu einer Verkarstung des Bodens. Auch der Wald in der Nähe der Verhüttungsanlagen erlitt große Schäden und führte zu einem Baumsterben. Außerdem gab es noch eine sehr hohe Schadstoffbelastung in der Luft, welche zur unmittelbaren Smogbildung führte. Von der Umweltverschmutzung der Verhüttung bemerkten die Bewohner der Gemeinde Tux nur wenig. Nur einige Bauern bekamen Heuschadenersatz, da diese durch die Folgen wirtschaftlich stark geschädigt waren.


Der Magnesit und Scheelit-Bergbau veränderte die Gemeinde Tux nachhaltig. Die Gemeinde war ursprünglich ein kleines, relativ isoliertes, Bergbauerndorf. Das Bergwerk schaffte Arbeit und so kam es nicht wie in anderen Tälern zu einer Bergflucht. Außerdem führte es zu einem Ausbau der Infrastruktur und der Verkehrswege. Zeitweise war Tux sogar die 3. reichste Gemeinde Tirols.
Die „Zillertaler Zeitung“ bedankt sich bei Frau Marie-Theres Wildauer für die Überlassung der Informationen zum Thema „Bergbau in den Zillertaler und Tuxer Alpen“.

Zillertaler Zeitung

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